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Am 10. und 11. November 2018 trafen sich Aktivistinnen aus ganz Deutschland zum ersten Vernetzungstreffen für den geplanten Streik am 8. März 2019 in Göttingen.

Ein gemeinsamer Entschluss: Streik am Internationalen Frauentag

Nach intensiven Diskussionen und Planungen stand fest: Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, soll deutschlandweit gestreikt werden. Diese Entscheidung, getroffen von Frauen und Queers*, die aus allen Teilen des Landes angereist waren, löste eine spürbare Euphorie aus. Wieder einmal rücken feministische Anliegen in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit, so wie beim letzten großen Frauenstreik 1994.

Fokus auf Sorge- und Pflegearbeit

Der Streik richtet sich nicht nur gegen unfaire Löhne, sondern legt auch großen Wert auf die Bedeutung der Sorgearbeit. Viele Frauen leisten diese Arbeit – ob in der Pflege, im Haushalt oder in der Betreuung von Angehörigen – häufig schlecht bezahlt oder sogar unbezahlt. Besonders Pflegekräfte arbeiten unter enormem Druck und verdienen für ihre anspruchsvolle Arbeit oft nur etwa 1.800 € brutto im Monat. In Berlin haben verschiedene Streiks des Charité Facility Managements und anderer Gesundheitsdienste bereits auf die prekären Bedingungen in der Pflege aufmerksam gemacht. Der Mangel an Personal und die daraus resultierende Überlastung sind ein klarer Ausdruck der aktuellen Krise im Pflegesektor.

Unsichtbare Arbeit sichtbar machen

Neben der beruflichen Arbeit wird die Arbeit im Haushalt, wie das Wäschewaschen, Einkaufen und Putzen, oft nicht anerkannt, obwohl sie von essenzieller Bedeutung für den Alltag ist. Auch emotionale Unterstützung für Freunde, Familie und Kolleginnen wird von Frauen häufig geleistet, ohne dass diese Arbeit wertgeschätzt oder vergütet wird. Ohne diese Fürsorge würde die Gesellschaft nicht funktionieren. Der Streik ist somit auch Teil eines weltweiten Widerstands, der sich etwa durch die #MeToo-Bewegung gegen sexualisierte Gewalt und die Abwertung von Frauen und queeren Personen zeigt.

Ein Appell an Solidarität und Zusammenhalt

Beim Treffen in Göttingen entstand ein bundesweiter Aufruf, der in einem Plenum mit Teilnehmenden aus vielen Städten abgestimmt wurde. Ein kontroverses Thema war die Bezeichnung des Streiks – zur Diskussion standen „Frauenstreik“, „Frauen und Queers Streik“ und „Feministischer Streik“. Die verschiedenen Bezeichnungen spiegeln unterschiedliche Perspektiven wider: Einige möchten die Lebensrealitäten von queeren Personen sichtbar machen, während andere den Begriff „Frauen*“ bevorzugen, um möglichst viele Menschen zu mobilisieren. Klar wurde, dass die Mobilisierung bis zum 8. März im Vordergrund stehen muss. Ziel ist es, Menschen in ihren täglichen Umfeldern anzusprechen und herauszufinden, wofür sie streiken würden.

Lernen von internationalen Erfahrungen

Bei einer Podiumsdiskussion berichteten Aktivistinnen aus Thailand, London und Spanien von ihren Streikerfahrungen und gaben wertvolle Anregungen. Selma James, eine US-amerikanische Feministin, sprach über die Wichtigkeit eines „bunteren“ Streiks, der für alle zugänglich ist. In Spanien beispielsweise führten starke Basisstrukturen dazu, dass sich die Gewerkschaften dem Streik anschlossen. Auch wenn deutsche Gewerkschaften politische Streiks offiziell nicht unterstützen dürfen, bleibt der rechtliche Rahmen für 2019 noch offen.

Workshops und praktische Unterstützung

Das Treffen in Göttingen bot eine Vielzahl von Workshops, darunter zu Themen wie Social Media, rechtlichen Grundlagen zum Streik und der Rolle der Gewerkschaften. Dank eines gut organisierten Wochenendes mit warmem Essen, Schlafplätzen und sogar Kinderbetreuung wurde das Treffen zu einem Ort des Austauschs und der Motivation. Die Tatsache, dass viele dieser Arbeiten von solidarischen Männern übernommen wurden, zeigt den Wunsch nach Veränderung. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass reproduktive Arbeit oft ungleich verteilt ist, selbst in linken Kontexten.

Das Vernetzungstreffen in Göttingen war der Auftakt für eine starke Bewegung, die zeigen möchte, dass Veränderung möglich ist.

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