Hier sind einige Ideen, die ihr im Betrieb umsetzen könnt, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Diese Aktionen sind besonders wirksam, wenn sie öffentlich gemacht und mit klaren Forderungen verbunden werden.
Kämpferische Mittagspause
Die kämpferische Mittagspause ist keine Arbeitsniederlegung, solange die Pausenzeiten eingehalten werden, und somit rechtlich unbedenklich. In dieser Zeit könnt ihr gemeinsam mit Kolleginnen eine Protestaktion durchführen. Das könnte z.B. eine Fotoaktion auf der Straße mit Hochhalteschildern oder T-Shirts sein, aber auch ein Infostand oder ein Streik-Café, um weitere Kolleginnen anzusprechen. Diese Form des Protests lässt sich hervorragend mit den Forderungen des Frauen*streiks verbinden und auch öffentlich verbreiten, wie es z.B. beim ZEIT-Verlag 2017 gemacht wurde.
Betriebsversammlung
Laut Betriebsverfassungsgesetz ist der Betriebsrat verpflichtet, einmal im Quartal eine Betriebsversammlung einzuberufen. Arbeiterinnen könnten vorschlagen, dass die nächste Sitzung am 8. März stattfindet und sich mit Themen zur Gleichstellung der Geschlechter beschäftigt. Auch Vertreterinnen von (kleinen) Basisgewerkschaften könnten eingeladen werden, um über politische Streiks und Gleichstellung zu sprechen. Das Unternehmen ist verpflichtet, auch über die Gleichstellung von Frauen* und Männern* im Betrieb zu berichten.
Ein Beispiel für eine solche Aktion gab es 2014 bei der Post, als ver.di eine Betriebsversammlung als Protestplattform nutzte.
Symbolische Urabstimmung
Eine symbolische Urabstimmung kann ein wirksames Mittel sein, um die Unterstützung für einen Streik in eurem Betrieb zu messen. Diese Urabstimmung ist nicht bindend, da sie ohne Gewerkschaftsunterstützung nicht offiziell anerkannt wird, aber sie kann helfen, die Stimmung der Belegschaft zu erfassen und den Wunsch nach einem Streik öffentlich zu machen.
Ver.di erklärt in ihrem Artikel, was eine Urabstimmung bedeutet und welche rechtlichen Bedingungen dafür gelten.
Kreative Streikformen
Die folgenden Streikmethoden sind kreativer und risikobehafteter, können aber sehr wirkungsvoll sein, wenn sie richtig umgesetzt werden. Es ist jedoch wichtig, sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein, wie Lohnkürzungen, Abmahnungen oder Kündigungen. Umso mehr Kolleg*innen beteiligt sind, desto schwieriger wird es, Einzelne für ihre Teilnahme zu bestrafen.
Bummelstreik / Dienst nach Vorschrift
Beim Bummelstreik wird die Arbeit nicht vollständig niedergelegt, sondern es wird „Dienst nach Vorschrift“ gemacht. Das bedeutet, dass alle Aufgaben und Vorschriften exakt eingehalten werden, was den Arbeitsprozess erheblich verlangsamen kann. Diese Form des Streiks kann zu rechtlichen Konflikten führen, da sie als Arbeitsniederlegung ausgelegt werden könnte. Es ist jedoch auch ein starkes Mittel, um die Arbeitgeber unter Druck zu setzen, ohne den Betrieb komplett zum Stillstand zu bringen.
Ein historisches Beispiel für diese Form des Streiks war 1972 der Einsatz von Fluglotsen, die den Dienst nach Vorschrift verlangsamten, oder 2015 die Amazon-Beschäftigten in Polen, die sich mit ihren streikenden Kolleg*innen in Deutschland solidarisierten.
Sick-out
Ein Sick-out ist eine Form des Streiks, bei dem mehrere Beschäftigte gleichzeitig krankgeschrieben werden. Es ist wichtig, dass Krankmeldungen ordnungsgemäß und rechtzeitig vorgelegt werden, um Probleme mit dem Unternehmen zu vermeiden. Ein erfolgreicher Fall von Sick-out fand 2016 bei TUIfly statt, als die Piloten massenhaft krank gemeldet wurden und das Unternehmen in Verhandlungen mit der Gewerkschaft eintreten musste. Ein Sick-out kann auch von Beamt*innen genutzt werden, da diese zur Gesunderhaltung verpflichtet sind und sich bei Gesundheitszweifeln von einem Arzt untersuchen lassen können. So kann der Dienstablauf gestört werden, ohne dass rechtliche Konsequenzen drohen.
Obwohl Streikaktionen im Betrieb rechtlich kompliziert sein können, bieten kreative Streikformen wie die kämpferische Mittagspause, symbolische Urabstimmungen oder der Bummelstreik wirksame Mittel, um für die Rechte der Arbeiterinnen und für feministische Forderungen einzutreten. Umso mehr Kolleginnen sich zusammenschließen, desto stärker wird die Wirkung dieser Aktionen sein.